#MdW (46): I’d look on the bright side… if I could find it.

1926 erschien mit Pu der Bär (im Englischen: Winnie the Pooh) ein außergewöhnliches Buch. Bereits Anfang der 1930er Jahre war es international bekannt. Und auch LEGO adaptierte das Thema bereits 1999. Dabei steckt hinter den wundervollen Geschichten von Alan Alexander Milne auch eine gar traurige. Mehr dazu später…

Pu der Bär

“Pooh, how do you spell ‘love’?” “You don’t spell it, Piglet… you feel it.”A.A. Milne

Pu der Bär ist der Name einer literarischen Figur und eines Kinderbuchs des britischen Autors Alan Alexander Milne, der bereits durch einen Kriminalroman mit dem Titel Das Geheimnis des roten Hauses und regelmäßige Texte im Satiremagazin Punch bekannt war. Milne entwickelte die Figur basierend auf einem Stofftier seines Sohnes Christopher Robin. Das 1926 mit Illustrationen von E. H. Shepard erschienene Buch war ein sofortiger Erfolg.

Die restaurierten Original-Plüschtiere (Quelle: news.artnet.com)
Original-Zeichnung von E. H. Shepard (Quelle: sothebys.com)

Das Buch ist in zehn episodische Kapitel unterteilt, deren Handlung unabhängig voneinander ist. Im Mittelpunkt steht Pu der Bär, ein gutmütiger, etwas langsamer und vergesslicher Zeitgenosse, der im Hundertsechzig-Morgen-Wald lebt, gern Honig nascht und kleine lustige Lieder singt. Pus bester Freund ist Ferkel, ein ängstliches, niedliches Schweinchen. In und um den Hundertsechzig-Morgen-Wald leben außerdem die altkluge Eule, der depressive und schnell gelangweilte Esel I-Ah, Kaninchen, ein Kaninchen mit harter Schale, aber ausgesprochen weichem Kern, die Kängurumutter Känga und ihr Junges Klein-Ruh und natürlich der Junge Christopher Robin, der ursprüngliche Adressat der Geschichten.

Nach dem großen Erfolgs des ersten Buches drängte Milnes Herausgeber ihn, eine Fortsetzung zu schreiben. Diese kam unter dem Namen Pu baut ein Haus (englisch: The House at Pooh Corner) im Jahr 1928 auf den Markt. Von ihrem Vorgänger unterscheidet sie sich vor allem durch die Einführung der Figur Tiger, der ungestüm aber harmlos ist. Über das Buch verstreut häufen sich Hinweise, dass Christopher Robin älter wird. Diese kulminieren im letzten Kapitel, als die Einwohner des Hundertsechzig-Morgen-Waldes erfahren, dass der Junge sie bald verlassen wird. Das Buch endet mit einer Abschiedsfeier, bei der indirekt klar wird, dass der Schulinternatseintritt Christopher Robins bevorsteht und er seine frühe Kindheit hinter sich lässt.

Die Markenrechte wurden 1961 an die Walt Disney Company verkauft, welche mit ihrer Adaption Winnie Puuh ein Franchise aufbaute. Disney veränderte die Figuren aus Milnes Büchern unterschiedlich stark. Zusätzlich zu diesen Figuren wurde schon im ersten Kurzfilm von 1966 das Erdhörnchen Gopher eingefügt, da die Geschichten um den Bären bei den US-Amerikanern noch nicht so bekannt waren wie bei den Briten. Außerdem wurden die Heffalumps, die in den Büchern nur als unbestimmte Wesen, vor denen man sich fürchtet, vorkommen, eingeführt. Zunächst haben auch bei Disney die Bewohner des Hundertsechzig-Morgen-Waldes Angst vor den elefantenähnlichen Heffalumps. Jedoch erweisen sich diese als harmlos und ein kleiner Heffalump, genannt Lumpi, wird sogar ein Freund von Ruh. Auch Lumpis Mutter tritt mehrmals in Erscheinung. In der Serie Meine Freunde Tigger und Puuh treten zudem ein Mädchen namens Darby und ihr Hund Buster auf. 2011 erschien der letzte gezeichnete Film, der auf dem Buch von Milne basiert.

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2016 erschien die erste Realverfilmung basierend auf Winnie Puuh mit Ewan McGregor in der Hauptrolle. Der Film handelt von einem inzwischen erwachsenen Christopher Robin, welcher jeden Glauben an die Fantasie verloren hat und dessen Familie kurz vor dem Zusammenbruch steht, bis Winnie Pooh und seine Freunde wieder in sein Leben treten. Wie wir noch sehen werden, weicht der Film an vielen Stellen von der tatsächlichen Biographie Christopher Robins ab. Sehenswert ist er in meinen Augen dennoch.

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Christopher Robin Milne

Wie bereits angesprochen, verbirgt sich hinter der Erfolgsgeschichte des Bären von geringem Verstand eine Tragödie, die hier zumindest kurz dargestellt werden soll (für eine ausführlichere Darstellung empfehle ich diesen Artikel aus der Frankfurter Rundschau). Christopher Robin Milne wurde 1920 in Chelsea geboren. Ein Junge, dessen bester Freund ein Bär war. Ein Junge, über den der Vater voller Wärme schrieb und der ihn mit seiner Fantasie in gemeinsamen Stunden zu millionenfach verkauften Geschichten inspirierte. Doch die Beziehung zwischen Vater und Sohn war schwierig. Eine Nanny kümmerte sich um das Kind, Zugang zu den Eltern hatte es nur zu bestimmten Zeiten. Mit zehn Jahren kommt Christopher Robin auf ein Internat.

Christopher Robin mit seinem Vater Alan Alexander Milne (Quelle: spiegel.de)

Nach seinem Abitur erhielt Christoper Robin ein Stipendium in Cambridge und studierte Englische Literatur. Der Sohn eiferte seinem Vater nach, wurde Schriftsteller und schrieb mehrere Bücher. Verlegt wird heute keines mehr. Nachkriegsengland hatte kein Geld für Literatur. Erst recht nicht für einen Mann, in dem jeder nur das Kind aus dem Hundertsechzig-Morgen-Wald sah. Christopher Robin Milne wechselte die Jobs fast monatlich, er wurde nicht als Schriftsteller berühmt. Milne sagte einst: „Es schien mir, als wäre mein Vater zu seinem Erfolg gelangt, in dem er sich auf meine kindlichen Schultern gestellt, meinen guten Namen geklaut und mich zurückgelassen hatte, mit nichts als dem leeren Ruhm, sein Sohn zu sein.“

1948 heiratete Christopher Robin Milne seine Cousine. Gegen den Willen der Eltern. Drei weitere Jahre vergehen mit Vater-Sohn-Konflikten, mit Jobsuche, mit Stillstand. Dann entschloss sich das Paar, aus London wegzuziehen, nach Dartmouth, um dort einen Buchladen aufzumachen. Zu diesem Zeitpunkt war Pu der Bär längst eine globale Marke, die Millionengewinne erzielte. Christopher Robin Milne ging leer aus, musste sich, seine Frau und seine kleine behinderte Tochter selbst durchbringen. Sein Vater starb 1956, zu seiner Mutter brach er den Kontakt ab, nachdem diese die Manuskripte seines Vaters verkauft hatte. 1971 starb auch sie.

Die Einnahmen aus dem Geschäft mit dem Bären steckte Christopher Robin in einen Treuhandfonds für seine Tochter. Seine Stofftiere schenkte er 1987 der Öffentlichen Bibliothek von New York. Christopher Robin Milne gab seine Kindheit weg. Er war zu diesem Zeitpunkt 67 Jahre alt, krank, doch endlich konnte er seinen Namen einsetzen. Er kämpfte für bessere Bibliotheken, verhinderte Ölbohrungen und unterstützte Wohltätigkeitsprojekte. 1996 starb Christopher Robin Milne friedlich im Schlaf.

Das Haus von Winnie Puuh

LEGO nahm sich des Themas Winnie the Pooh erstmals 1999 an. In der duplo-Reihe erschienen zunächst sieben Sets für Kinder bis 6 Jahren. In den Jahren 2000 und 2001 erschienen acht weitere Sets. Zehn Jahre später erschienen dann die letzten drei Sets, darunter das Set Winnie the Pooh’s House (5947), welches drei Figuren von Winnie, Ferkel und I-Ah enthielt und zu einer UVP von 29,99 Euro erschien. Über der Tür ist der typische Schriftzug MR SANDERZ zu lesen, an der Klingel steht RNIG ALSO. Honigtöpfe und eine Biene gehörten natürlich auch zum Set.

Winnie the Pooh’s House (5947) von 2011 (Quelle: brickset.com)

2021 – und damit weitere zehn Jahre später – erschien das Haus von Winnie the Pooh erneut. Dieses Mal allerdings nicht in der duplo-Reihe, sondern mit der Altersempfehlung 18+ in der IDEAS-Reihe. Mit dabei natürlich wieder die beiden bekannten Schriftzüge, Honigtöpfe und Bienen. Neben Winnie, Ferkel und I-Ah enthielt das Set Winnie the Pooh (21326) die Minifiguren von Tigger und Rabbit. Die Anzahl der Teile erhöhte sich von 40 auf 1265 und der Preis lag nunmehr bei 99,99 Euro. Ich selbst habe das Set gebaut und war insbesondere von den Bautechniken rund um den Baum begeistert. Der Preis mag auf den ersten Blick hoch erscheinen. Betrachtet man allerdings allein die Preise der fünf Minifiguren bei BrickLink, sieht man, dass keine von ihnen unter 12 Euro gehandelt wird. Interessanterweise liegen alle Minifiguren auf einem sehr ähnlichen Preisniveau. Da das Set aber erst kurz auf dem Markt ist, können die Preise hier natürlich noch variieren. Sollte das Set in den freien Handel gehen und dort mit Rabatten angeboten werden, ist es aber definitiv ein gutes Long-Term Investment.

Winnie the Pooh (21326) von 2021 (Quelle: brickset.com)

I-Ah

“People say nothing is impossible, but I do nothing every day.”A.A. Milne

Wie üblich bei meinen Artikeln soll auch hier eine Minifigur in den Mittelpunkt gestellt werden. Ich persönlich finde alle Figuren aus dem IDEAS-Set gelungen, habe mich aber für meinen heimlichen Liebling entschieden. Für den schwermütigen Esel I-Ah hat LEGO nicht nur einen neuen Kopf-Mould entwickelt, sondern eine komplett neue Figur geschaffen. Da es sich hier um eine Disney-Lizenz handelt, sehen wir I-Ah in der Farbe blau-grau. Die Mähne ist schwarz, die Ohren hangen schlapp herab. Zwischen den Augen verläuft die Naht, welche uns suggeriert, dass es sich hier um ein Plüschtier handeln soll. An seinen Schwanz ist eine rosafarbene Schleife gebunden. Bei BrickLink liegt diese Figur aktuell bei etwa 12 Euro.

Ich mag die Minifigur von I-Ah, die durch die gebückte Haltung und diesen traurigen Gesichtsausdruck die Gesinnung der Figur gut wiedergibt. Wie seht ihr das? Habt ihr auch eine Lieblingsfigur? Und welchen Bezug habt ihr zu den Büchern und der Disney-Adaption? Schreibt es in die Kommentare!

4 thoughts on “#MdW (46): I’d look on the bright side… if I could find it.

  • 17. Mai 2021 um 10:27
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    Ich lese Eure Montagsartikel immer wieder gern. Und Ihr fragt ja immer nach Figurenwünschen zum besprechen.
    Nachdem ich mit dem Kind gerade die erste Staffel von “Clone Wars” gesehen habe, hat das Kind einen neuen Lieblingsjedi: Ahsoka Tano. Die gibt es ja in unterschiedlichen Versionen, alle recht werthaltig bis exorbitant teuer, und sie ist auch in einem aktuellen Set enthalten.
    Würde mich interessieren, inwieweit Ihr hier sehr, dass das eventuell ein gutes Investment wäre.

    Antwort
  • 17. Mai 2021 um 12:34
    Permalink

    Ich LIEBE diese Figur! Und Deine wahnwitzigen Einleitungen mit einfach mal ALLEM was man drumherum noch so wissen sollte. Herzlichen Dank! Mal wieder!

    Antwort
  • 17. Mai 2021 um 13:34
    Permalink

    Ahsoka steht tatsächlich schon auf meiner Liste, wenngleich ich mit Clone Wars nie ganz warm geworden bin. Außergewöhnlich ist die Figur zweifelsohne. Werde sie auf meiner Liste mal etwas weiter nach oben schieben. Vielen Dank für die Anregung!

    Antwort
  • 17. Mai 2021 um 14:38
    Permalink

    Super Artikel zu einer aussergewöhnlichen Figur.

    Anregungen zum Thema MDW gibt es von mir, wie üblich keine, lass mich zu gern überraschen 🙂

    Antwort

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