Jacken Gate: Mode-Designer verklagt LEGO

Das Set 10291 Queer Eye – Das Loft der Fab 5 steht im Mittelpunkt einer Streitigkeit vor einem US Bundesgericht in Connecticut, welche durch den Modedesigner James Concannon am 17 Dezember 2021 eingereicht wurde.

Worum geht es?

Concannon behauptet, dass LEGO das Design einer maßgefertigten Lederjacke, welche er eigens 2018 für Antoni Porowski, einen der Stars der Netflix- Serie „ Queer Eye  “, entworfen habe, kopiert hat, ohne ihn als Urheber dafür um Erlaubnis zu fragen oder in irgendeiner Art und Weise zu entschädigen.

Antoni Porowski (2v.l. mit besagter Lederjacke) Foto: Christopher Smith/Netflix
Was fordert der Kläger?

Concannon stellt eine Urheberrechtsverletzung dar und behauptet, dass LEGO „seine Urheberrechte an der Jacke verletzt hat und weiterhin verletzen wird, unter anderem durch Kopieren, öffentliches Zeigen, Verteilen und Erstellen abgeleiteter Werke des von ihm erdachten Produkt-Designs”.

Vor diesem Hintergrund fordert er monetären Schadensersatz für „alle Schäden, die er erlitten habe sowie für alle Gewinne von LEGO, die auf diese angebliche Verletzung zurückzuführen sind“, einschließlich gesetzlicher Schäden und Anwaltskosten.

Der Stein des Anstoßes
Wie stellt sich die momentane Situation dar?

In der Klage behauptet Concannon, Netflix habe ihn seit 2017 immer wieder um seine Zustimmung gebeten, wenn es darum ging, seine Kleidung in Queer-Eye-Folgen zu zeigen, die er auch gegeben habe. Porowski und Concannon wurden später Freunde, und Porowski schickte Concannon die Jacke, um 2018 ein individuelles Design für ihn zu entwerfen. (Anmerkung des Autors: Dementsprechend handelt es sich lediglich um die auf der Jacke hinzugefügten “Design-Elemente”.)

Im folgenden Jahr trug Porowski die Jacke in einer Folge der vierten Staffel der Serie. Concannon behauptet, dass Netflix in diesem Fall nicht um seine Erlaubnis gebeten habe, die Jacke in der Show zu zeigen. (Anmerkung des Autors: Ob eine entsprechende Erlaubnis überhaupt gegeben werden müsste ist meines Erachtens fragwürdig)

In der Klage heißt es, Concannon habe LEGO kontaktiert, nachdem er die Minifiguren-Jacke im Set gesehen hatte, die letztes Jahr in den Handel kam. Er behauptet, dass ein Kundendienstmitarbeiter ihm das Set, das auf dem “Loft der Fab 5” basiert und für 99,99 € im Einzelhandel erhältlich ist, für seinen sechsjährigen Sohn als Entschädigung angeboten habe.

Ein anderer Unternehmensvertreter teilte ihm jedoch später angeblich mit, dass das Unternehmen seine Produkte nicht kostenlos verschenke und zog nach Aussage von Concannon auch dieses angebliche Angebot zurück.

Einschätzung der Lage

Ich möchte mich zuallererst ausdrücklich als Laie auf dem Gebiet des internationalen Design-Schutzes outen. Mir persönlich fällt natürlich die Ähnlichkeit der Minifiguren Jacke zur Jacke des vom Künstler überarbeiteten Kleidungsstückes auf. Es ist anzunehmen, dass LEGO dieses als Inspiration für sein Design des Porowski-Charakters herangezogen hat.

Ob allerdings nachweislich dadurch ein wirklich “monetärer Schaden” entstanden ist, wage ich zu bezweifeln. Vermutlich ist durch die internationale Verbreitung das genaue Gegenteil zu erwarten. Nicht zuletzt die Ende des Jahres eingereichte Klage wird für weiteres Aufsehen sorgen und endgültig dafür sorgen, dass der Name Concannon mit dem Design der LEGO-Jacke verknüpft wird.

Ich vermute, dass dies eben genau das angestrebte Ziel des Designers, mit der Einreichung der Klage ist. Publicity as its best.

LEGO selbst wird aller Voraussicht nach auf die Lizenz-Verträge mit Netflix verweisen. Es ist auch, meiner Meinung nach nicht von LEGO zu erwarten, dass sie nach erfolgten Lizenz-Verträgen jedes einzelne Element der bereits lizensierten Serie auf rechtliche Fallstricke prüfen. Um derartige Unwägbarkeiten auszuschließen, werden ja entsprechende Lizenz-Vereinbarungen geschlossen.

Erfolgsaussichten der Klage

Was die Begründbarkeit des Falls anbelangt, hat sich der Anwalt und Experte für geistiges Eigentum, Mike Dunford, hier damit befasst . 

Dunford weist nicht nur auf Probleme an der Schadensfront hin (nämlich, dass das Urheberrecht von Concannon im November 2021 registriert wurde, die Verwendung durch LEGO jedoch bereits viel früher erfolgte).

Sondern Dunford stellt sich grundsätzlich die Frage, wie viel von der Jacke tatsächlich “schutzfähig” sei, da „das angeblich verletzte Werk die von der Jacke getrennte Kunst auf der Jacke selbst ist“. Das Urheberrecht schützt laut des Experten lediglich nur kreative Elemente , die von einem nützlichen Artikel wie einer Jacke trennbar sind (dies war die Quintessenz der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von 2017 im Fall Star Athletica .) 

Im vorliegenden Fall ist das schutzfähige Element als Ganzes also „ein umlaufendes zweidimensionales Bild dessen, was sich auf der Jacke befindet“, so Dunford, der jedoch darüberhinaus vermutet, dass „zumindest einige der Elemente des zweidimensionalen Kunstwerkes auf er Jacke generell wohl nicht schutzfähig seien“. „Besonders in Bezug auf ihre Position auf einer Jacke zusammen mit weiteren Elementen – insbesondere dem Peace-Zeichen am Revers“. 

Dunfort abschließend: “Der Fall hängt wohl hauptsächlich davon ab, ob das Gericht feststellt, dass die „einzigartige Platzierung, Koordination und Anordnung“ der Elemente, die auf der Jacke erscheinen, tatsächlich „schützbar und verletzt sind, ungeachtet der Ersetzung verschiedener individueller künstlerischer Elemente“. 

Die LEGO Deutschland GmbH bat auf unsere Nachfrage um Verständnis, sich aktuell nicht zu dem Fall äußern zu können, da es sich um ein laufendes Verfahren handle.

Fazit

Es bleibt spannend, wie sich die US-Richter dieses Falles annehmen werden und ob die Klage das Set 10291 in irgendeiner Art und Weise tangieren wird. Für Risiko-freudige Investoren sei gesagt, die Jacke ist bei Bricklink unter der Teilenummer 973pb4444c01 zu finden 😉

Wie ist Deine Meinung bzw. Einschätzung zum besagten Fall? Schreib es gern in die Kommentare!

5 thoughts on “Jacken Gate: Mode-Designer verklagt LEGO

  • 17. Januar 2022 um 15:13
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    Na endlich geht das mal nicht nur von Lego aus auf die “Kleinen” sondern auch mal von Kleineren auf Lego 😀

    Antwort
  • 17. Januar 2022 um 15:14
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    Ist irgendwie David gegen Goliath, aber zumindest ist Lego mal hier Ziel einer Markenrechtsverletzungsklage.
    Sonst ist es ja eher andersrum und die Klage bzw. Abmahnung geht von Lego aus…

    Antwort
  • 17. Januar 2022 um 16:10
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    Na, wenn man mitbekommen hat, was die Amis so alles eingeklagt und Recht bekommen haben, kann man gespannt sein, was daraus wird.

    Antwort
  • 17. Januar 2022 um 16:15
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    Und wer hat jetzt Unmengen dieser Torsos bei BrickLink bestellt? 🤣

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  • 17. Januar 2022 um 17:34
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    Öööhm…

    Antwort

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