Classic Review: LEGO Racers 8135 Bridge Chase
Die wichtigste Zutat für eine gute Verfolgungsjagd: eine gesperrte Straße oder Brücke. In unzähligen Filmen und Serien wurden unzählige Autos, LKW und Motorräder zerschrottet beim gescheiterten Versuch, die Grenzen der Physik zu überwinden. Während jedoch der strahlende Held bzw. die Heldin in letzter Sekunde den perfekten Winkel erwischt, um den Verfolgern mithilfe eines waghalsigen Sprungs uneinholbar zu entkommen.
Eine der bekanntesten Szenen dieser Art stammt aus “2 Fast 2 Furious” aus dem Jahr 2003. Paul Walker springt mit seinem Nissan Skyline nicht nur kunstvoll über die Brücke. Er nutzt diesen Sprung auch als Überholmanöver, welches ihm den Rennsieg beschert.
Heute betrachten wir ein nahezu vergessenes Set aus einer nahezu vergessenen Serie. Während es momentan gefühlt nur noch um Lizenzmodelle aus den Reihen Speed Champions, Creator Expert und Technic geht, soll hier ein Set mit einem enorm hohen Spielwert in den Blick genommen werden. Die 8135 “Bridge Chase” gehört zur sehr vielschichtigen Kategorie der LEGO Racers und dort in die Unterkategorie der “Tiny Racers”. Neben drei kleinen Rennautos enthält das Set ein kleines Polizeiauto, eine Beschleunigungsstation, eine als Tuner-Treffpunkt fungierende Tankstelle und als Herzstück die Brücke mit einer motorisierten Technic-Funktion.

Kategorie | Beschreibung |
---|---|
Set Name | Bridge Chase |
Set Nummer | 8135 |
Set Themenwelt | Racers |
Erschienen | 2007 |
UVP | 39,99€ |
Teile | 541 |
Minifiguren | - |
Part-Out-Value (2021) | ca. 175€ |
Aufbau
Der Aufbau ist für sich genommen recht einfach gehalten. Es dauert jedoch trotzdem etwas länger als von modernen Sets gewohnt. Denn die Aufbauanleitung weist nicht auf die neu verbauten Teile bzw. deren Anzahl im jeweiligen Bauschritt hin. Einigen dürfte dieser alte Modus sicherlich fehlen, wenn man bedenkt, wie simpel die Anleitungen heute strukturiert sind. Neben den klassischen Brickbuilds kommen zwei Funktionen zum Einsatz. Ein Booster kann von oben mit der Faust oder der flachen Hand kraftvoll heruntergedrückt werden, sodass ein davor stehendes Fahrzeug beschleunigt wird. Das Zielen ist gar nicht so leicht, wenn man die Rampen aus einiger Entfernung treffen will, aber der Mechanismus funktioniert tadellos.
Der Brückenmechanismus wird mit einem Aufziehmotor betrieben, der auch nach mittlerweile vierzehn Jahren zuverlässig seinen Dienst verrichtet. Das äußere blaue Teil wird händisch um den Pin gedreht, sodass das Zahnrad nicht mehr blockiert ist. Dann hebt sich das mittlere Brückenteil nebst Warnschild, bis beide fast senkrecht stehen. Betätigt man dann den blauen L-Liftarm, bringt man alles wieder in seine ursprüngliche Position und blockiert die Stellung mit der Sperrung des Zahnrads.




Bauspaß
Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie meine alten Kinderbücher in Kombination mit LEGO- und duplo-Bricks dafür herhalten mussten, täglich wechselnde Parcours und Rennstrecken zu bauen. In denen dienten sie als Rampe oder als Auf- und Abfahrten. Über ein derartiges Set, welches diese Stunt-Vorgänge mit wenig Bauaufwand professionalisiert hätte, hätte ich mich wahnsinnig gefreut und für diese Zwecke ist es auch völig egal, ob die Autos Lizenzen haben oder nicht. Dank des halbwegs passenden Maßstabs kann man die Brücke auch für Stunts mit den klassischen 1:64 Hot Wheels und Matchbox-Autos verwenden.
Auch die Tankstelle braucht sich gegenüber aktuellen Variationen aus dem CITY-Bereich nicht zu verstecken. Die Autos sind technisch nicht besonders raffiniert, aber sie tun das, was sie sollen und bieten eine unterschiedliche Fahrphysik. Wahrscheinlich ist dies kein Set, das sich Erwachsene dekoratv ins Regal stellen, aber wenn man es betrachtet, muss man unweigerlich an bekannte Film-Verfolgungsjagden denken und die Technik-Mechanismen sofort ausprobieren.

Kategorie | Wertung | Zusammenfassung |
---|---|---|
Aufbau & Bauspaß | ![]() | Viele kleine Builds/Fahrzeuge |
Spielspaß | ![]() | Dieses Set erzeugt mit wenig Teilen sehr viel Freude! |
Enthaltene Teile | ![]() | Teilbenoppte Grundplatte, zwei Rampen |
Minifiguren | ![]() | Minifiguren passen nicht in die Fahrzeuge. |
Gesamtbewertung | ![]() | Auch ohne Lizenzfahrzeuge kann man viel Spaß haben! |
Investmentpotenzial
Das Set habe ich gebraucht gekauft für ca. 30€ inklusive Versand. Inklusive der Bauanleitung und dem Karton. Alles in einem tollen Zustand, ohne Dreck, Bissspuren oder unangenehmen Geruch. Lediglich der kleine Ersatzreifen, der vor der Garage liegt, hat gefehlt. Den habe ich für wenige Cent bei Bricklink nachgeordert. Der Part-Out-Value liegt bei ca. 175€. Alleine für die beiden Rampen und die Grundplatte muss man zusammen das bezahlen, was ich für das gesamte Set bezahlt habe. Wenn man jedoch keinen Wert auf die OVP oder die Anleitung legt oder es verschmerzen kann, wenn ein paar Teile fehlen, dann wird man auch im Bereich von 20€ fündig. Ein versiegeltes Set bekommt man in der Regel nicht unter 70€.
Wie bei fast allen LEGO-Sets hätte es sich also gelohnt, es ungeöffnet wegzulegen, eine besonders nennenswerte Preisentwicklung hat jedoch nicht stattgefunden. Im Gegenteil, die Performance ist eher unterdurchschnittlich. Das wird an der Zielgruppe und an der fehlenden Lizenz liegen. Umso schöner, dass man sich und seinen Kindern hier für verhältnismäßig wenig Geld eine Spielwelt kreieren kann, die es so momentan auf dem Markt nicht mehr gibt.



Fazit und Ausblick
Dieses Set aufzubauen und zu bespielen ist die günstigste Verjüngungskur, die man sich vorstellen kann. Da kann man einfach nur hoffen, dass eigene Kinder irgendwann Gefallen daran finden. Auch als Legitimation, seine Spielzeugautos auf dem Wohnzimmerboden fliegen und crashen zu lassen. Neben der kindlichen Freude blickt man jedoch auch etwas wehmütig in die Welt von LEGO CITY, in der ein solcher Spielspaß momentan nicht vergleichbar ermöglicht wird. Sicherlich hat nicht jedes Kind Lust auf solche Stunts und nicht jeder ist ein angehender Petrolhead, aber eine simplere Formel für Spielspaß kann ich mir kaum vorstellen. Mal schauen, was die für die zweite Jahreshälfte angekündigten Stuntmotorräder so können…

Wenn man dann noch die Sets 8199 (Security Smash), 8197 (Highway Chaos), 8198 (Ramp Crash), 8147 (Bullet Run) oder 8211 (Brick Street Getaway) miteinbezieht, hat man eine riesige Welt aus Tuning-, Renn- und Verfolgungselementen zusammengestellt, die heutzutage ihresgleichen suchen. Alleine die Settitel lassen einen sonoren V8-Sound aus dem Gedächtnis hervorblubbern.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, für den kommt hier noch ein Compilationvideo des wohl sprungaktivsten Fahrzeugs der Fernsehgeschichte. Der Dodge Charger aka “General Lee” hat sich dadurch unsterblich gemacht. Man möchte jedoch gar nicht wissen, wie viele Autos bei den Dreharbeiten vernichtet wurden. Yeeeeeee-Haaaaaaa!

Ich hätte jetzt wirklich richtig Bock, son paar Autos über sone Brücke zu donnern! 🙂
An sich ein cooles Set. Schade nur, dass es nicht Minifig-Scale ist …
@Lars: Gibt es bei euch im Norden nicht günstige Ländereien, auf denen man einen privaten Autospielplatz errichten könnte?
@Thomas: Im Vergleichsbild mit dem 6-Stud F40 sieht man, dass das dann gleich eine ganz andere Hausnummer und nicht mehr mit 1:64 kompatibel wäre. Aber es gibt auch größere Racers, mit denen man auch Stunts machen kann.
Tolles Review.
Die Einbindung der popkulturellen Geschichtsstunde ist auch wieder erste Sahne.
An dem Set kann man ja wirklich nicht viel aussetzen,es sieht immer noch nach Spaß aus (und das weiß immer noch nach weiß).
Immer schön von Sets zu lesen,die man darkagetechnisch verpasst hat.