Stickers are awesome!

Bestimmt hast du schon mal ein älteres LEGO Set gebraucht gekauft oder aus deinem Fundus ein Set deiner Jugend wieder aufgebaut. Und vielleicht ist dir dabei aufgefallen, dass einige der Sticker nicht mehr richtig halten oder gar fehlen. Was tun? Natürlich könntest du einfach auf die Sticker verzichten. Sticker sind ja ohnehin doof. Aber du möchtest vielleicht, dass dein Set in altem Glanz erstrahlt – und dazu zählen nun mal die Sticker. Du könntest dein Glück bei LEGO versuchen und über Steine & Teile versuchen, einen neuen Stickerbogen anzufordern. Je älter das Set ist, desto niedriger ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass LEGO noch einen Stickerbogen auf Lager hat.

Bleibt dir also noch der Zweitmarkt. Bei eBay findest du möglicherweise einen Nachdruck des originalen Stickerbogens von einem dubiosen Händler aus Fernost. Abgesehen von der rechtlichen Grauzone, die du damit betrittst, handelt es sich aber nicht um ein Originalteil von LEGO. Für Puristen kommt diese Lösung also auch nicht in Frage. Es bleibt dir also nur, einen Original-Stickerbogen nachzukaufen – und das kann teuer werden. Wie teuer und warum es sich aus Sicht von Investoren lohnen kann, Sticker nicht aufzukleben, möchte ich dir an fünf Beispielen illustrieren. Lust auf ein Gedankenexperiment?

Beispiel 1: Republic Dropship with AT-OT (10195)

Republic Dropship with AT-OT (10195) von 2009 (Quelle: brickset.com)

Stelle dir vor, du bist stolzer Besitzer des legendären Republic Dropship with AT-OT (10195) von 2009. Das Set wurde eine Zeit lang bespielt und stand dann viele Jahre im Regal. Die Sticker haben sich zum Teil gelöst, sind verschmutzt oder vergilbt. Also brauchst du Ersatz. Du schaust bei BrickLink nach einem neuen Stickerbogen und fällst fast vom Stuhl, als du folgendes siehst:

Sticker Sheet (10195) (Quelle: bricklink.com)

Wärst du bereit, über 200 Euro für einen Stickerbogen auszugeben? Kannst du dir vorstellen, dass es jemand ist. Ein Bogen ist in den letzten sechs Monaten auf jeden Fall für 200 Euro verkauft worden. So abwegig ist der Preis also nicht, oder?

Beispiel 2: Die gelbe Burg (375)

Castle (375) von 1978 (Quelle: brickset.com)

Die gelbe Burg von 1978 ist ein wahrer Klassiker. Für viele AFOLS ist diese Burg so etwas wie der Heilige Gral. Doch wenn man schon bereit ist, einen dreistelligen Betrag für 767 Teile auszugeben, soll das Set doch bitte auch in makellosem Zustand sein. Dazu gehören natürlich auch Sticker, die intakt sind. Sind sie nicht dabei, werden sie halt bei BrickLink bestellt. Nach kurzer Recherche ergeben sich für dich folgende Preise:

Sticker Sheet (375) (Quelle: bricklink.com)

Greifst du zu dem neuen Stickersheet für 300 Euro? Oder schlägst du beim günstigsten Angebot für gebrauchte Sticker für schlappe 138,05 Euro zu? Du hast die Wahl!

Beispiel 3: UCS Millenium Falcon (10179)

UCS Millenium Falcon (10179) von 2009 (Quelle: brickset.com)

Angenommen, du besitzt den ersten Ultimate Collector’s Millenium Falcon (10179) von 2009. Nach 13 Jahren sind die Sticker vielleicht nicht mehr im allerbesten Zustand. Also schnell bei BrickLink nachgeschaut:

Sticker Sheet (10179) (Quelle: bricklink.com)

Du siehst die Preise und überlegst für einen Moment, ob du dein Geld nicht lieber für den neuen USC Millenium Falcon (75192) ausgeben solltest.

Beispiel 4: Hayabusa (21101)

Hayabusa (21101) von 2013 (Quelle: brickset.com)

Sammelst du IDEAS– bzw. CUUSOO-Sets? Und bist du ein Completionist? Dann hast du natürlich auch das Set Hayabusa (21101) von 2012. Das Set enthält nur acht Sticker. Doch leider wollen sie nicht mehr so richtig halten. Oder vielleicht hast du dich vor zehn Jahren auch ein klein wenig verklebt und ärgerst dich seitdem. Schauen wir doch mal bei BrickLink, was ein neuer Stickerbogen für dieses Set kostet:

Sticker Sheet (21101) (Quelle: bricklink.com)

Ganz schön happig, wenn man bedenkt, dass das Set 2012 nur 49,99 Euro gekostet hat. Willst du also mit schiefen und losen Stickern leben?

Beispiel 5: Ferrari F1 Racer 1:8 (8674)

Ferrari F1 Racer 1:8 (8674) von 2006 (Quelle: brickset.com)

Vielleicht kannst du dich ja für Rennsport begeistern. Dann gehört der Ferrari F1 Racer 1:8 (8674) natürlich in deine Sammlung. Auf so einen Formel 1-Boliden gehören natürlich viele Sponsoren. Lösen sich die ersten Sticker, wird der Anblick zunehmend unschön. Also schnell bei BrickLink nach Ersatz geschaut:

Sticker Sheet (8674) (Quelle: bricklink.com)

Du siehst die Preise und fragst dich: “Wird Ferrari überhaupt noch von Shell gesponsert?”

Wie du bestimmt bemerkt hast, haben alle hier vorgestellten Sets gemeinsam, dass sie schon einige Jahre alt sind. Natürlich sind bei Stickerbögen für ältere Sets höhere Preise zu erwarten, was sie zu einem Long-Term Investment machen. Wenn man aber bedenkt, dass Sticker so gut wie keinen Platz wegnehmen, ohne weiteres gelagert und kostengünstig verschickt werden können, stelle ich mir angesichts der hier erzielten Preise – und alle Sets haben reelle Käufe generiert – die Frage, warum offenbar nur wenige in Stickerbögen investieren. Tatsächlich erzielen auch schon Stickerbögen aus weitaus jüngeren Sets zweistellige Beträge. Was denkst du? Alles Quatsch? Oder lohnt sich der Perspektivwechsel? Sind Sticker vielleicht gar nicht doof?

7 thoughts on “Stickers are awesome!

  • 4. Januar 2022 um 23:08
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    Die Idee ist gut, die Frage ist nur woher man die Stickerbögen bekommt. Ja einen bei Lego nachbestellen kein Thema, oder gleich mehrere!? Stelle ich mir schwierig vor.

  • 4. Januar 2022 um 23:17
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    Ich denke, die Idee betrifft eher Investoren, die part out betreiben. Vielleicht sollte man den Stickerbögen in den Sets aber allgemein einfach mal ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenken… nur so eine Idee.

  • 5. Januar 2022 um 11:38
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    Die Frage ist auch wie groß der Markt ist. Bei den beispielen ist in einem halben Jahr wenig passiert. Vermutlich wird man bei den meisten Sets eher günstiger kommen, wenn man die gebrauchten Teile mit Stickern drauf kauft. Wenn die nicht gerade jemand mit Anlauf im Dunkeln draufgeklebt hat, gehts. Hatte nen Arocs wiederaufgebaut, einige Sticker waren weg und ich habe erst mit selbstausgedruckten gearbeitet und dann einige Teile mit Stickern nachgekauft. Glaube das ist echt nur nen Beigeschäft für Ausparter, ansonsten ist glaube ich mehr Marge in Schnüren und Schläuchen, die man möglichst Originalgenau als Meterware besorgt.

  • 5. Januar 2022 um 13:44
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    Also mal nen Ordner mit bei BrickLink gekauften Stickern als Invest einlagern… why not!? Verrückte Idee wieder 🙂

  • 6. Januar 2022 um 7:40
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    Mega Idee – Danke für die Anregung!
    Buyout im Sticker Universum 😀

  • 7. Januar 2022 um 16:23
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    Und bei mir schweben die ungeliebten Stickerbögen als Lesezeichen in Anleitungen herum … Leute die sowas extra kaufen verwirren mich 😅

  • 10. Januar 2022 um 7:33
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    Super Artikel! Das ist genau der Content, den ich mir wünsche. Investmentspezifisch, auch gerne mal etwas abgelegenere Themen beleuchtend.

    Wie auch schon Thomas bemerkte, stelle ich mir die Beschaffung nicht ganz einfach vor. Was wäre z. B. momentan ein guter Sticker Bogen? Da ist mir erst das UCS Gunship eingefallen. Kurzer Blick auf Bricklink. Es sind weltweit nur 19 Stück verfügbar. Besser sieht es z. B. bei einem Set wie der “Großen Halle” aus, wo man Massen an Stickerbögen für unter einem Euro finden kann.

    Was extrem attraktiv ist, ist natürlich der Lagerplatz. Unattraktiv sind die Umsätze an bestehenden Stickerbögen. Selbst bei Sets wie dem Spiel Millennium Falcon von 2011, oder den alten Hogwarts Castle oder Winkelgasse gibt es nur wenige Umsätze, jeweils um die 10 in einem halben Jahr.

    Insofern: Sehr spannend. Aber auch sehr spekulativ.

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