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Der Tag als LEGO® den Winkel erfand

Bei einem LEGO® Set wird überwiegend das “große Ganze” betrachtet und dabei außer Acht gelassen, dass es doch die Summe kleiner Teile ist, die das große Ganze erst möglich machen.

In unserer wiederbelebten Rubrik “TEILzeit”, möchten wir von Zeit zu Zeit einzelne LEGO® Parts in den Mittelpunkt rücken und ihnen damit endlich die Aufmerksamkeit zu Teil werden lassen, die sie sich verdient haben!

Jedes LEGO® Set ist die Summe seiner Teile

In den letzten zwei Jahrzehnten haben die LEGO® Designer immer komplexere Konstruktionen in ihre Sets eingebaut. Ganz zentral war da auch, vom typisch blockigen LEGO® -Raster mit den rechten Winkeln abzuweichen. Ein prominentes Beispiel ist da die Große Ritterburg 10305 von 2022.

LEGO® 10305 Große Ritterburg: Möglichst viele Winkel in der Burgmauer, um aus dem gewohnten System auszubrechen. Bild: ©LEGO®

Um die entsprechenden Winkel für solche Konstruktionen zu erreichen, werden sogenannte hinge Bricks, im Deutschen Scharniersteine, eingesetzt. Die gibt es mittlerweile in allen möglichen Formen und Farben für verschiedenste Einsatzzwecke. Doch lasst uns mal eine Zeitreise machen in die Tage, als die Gelenkelemente noch gänzlich anders aussahen.

1981 wurden die Fingergelenke eingeführt, 1 x 2 Platten mit entweder zwei oder drei extrem dünnen Zähnen an der kurzen Seite, durch welche sich zwei Platten miteinander verbinden.

Sie erschienen zum ersten Mal in rot in drei und in gelb in einem Technic Set und kamen danach noch bis 2006 in 250 anderen Sets vor.

LEGO® Set 8844 von 1981 war eines der ersten Sets jemals, die Fingergelenke enthielten. Bild: ©Bricklink
In ihrer Anfangszeit wurden die Fingergelenke sowohl mit Hohlnoppe als auch mit ausgefüllter Noppe produziert. Ab 1987 gab es dann nur noch die Version mit Hohlnoppe

In dieser Zeit wurde die Kombination der beiden Fingergelenk Gegenstücke in vielen verschiedenen Themenwelten von LEGO® verwendet: Die berühmten Sets der Model Team Reihe griffen darauf zurück, viele Town Sets und auch weitere heute begehrte Sammlerstücke wie die 6285 Black Seas Barracuda (hier allerdings nur eine der beiden Platten) oder der erste UCS X-Wing.

Bild: ©Bricklink

Den letzten gemeinsamen Auftritt in einem vollwertigen Set hatten die Platten im Jahr 2004 im 10159 City Airport.

Bild: ©Bricklink

Nachfolger

Ab Mitte der 2000er Jahre wurden die Fingergelenke dann durch die stufenlos verstellbaren Clips und ihre Gegenstücke sowie die in Stufen verstellbaren Zahngelenke ersetzt.

Diese Teile sind quasi zum Standardrepertoire eines jeden LEGO®-Designers geworden (egal ob er für die Dänen arbeitet oder privat MoCs baut).

Spannende Bautechniken

Neben der Möglichkeit, Dinge angewinkelt im Modell zu verbauen, boten die Fingergelenke noch einige weitere kreative Vorteile: Aufgrund ihres platzsparenden Designs ist es möglich, funktionierende Scharniere auf kleinstem Raum (v.a. in die Höhe) umzusetzen. Im Gegensatz zu heutigen Gelenkplatten wie den oben abgebildeten, benötigt die Verbindungsstelle in gerader Position nämlich nur eine Plattenhöhe, weshalb man Fingergelenke direkt an bspw. einer Decke anbringen kann.

In den Fingergelenken spiegelt sich außerdem der Ansatz der LEGO® Gruppe, System im System zu haben: Man kann Steine mit den Gelenken kombinieren, die erst viel später erschienen sind, wie z. B. Antennenhebel. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten des filigranen Bauens.

Auch kann man Fingergelenke nutzen, um die Baurichtung um 180° umzukehren und im STUD-Baustil auf dem Kopf weiterzubauen.

Kreative Baumöglichkeiten, um auf kleinem Raum tolle Effekte zu erzeugen!

Zu guter Letzt eignen sich die „Finger“ natürlich auch perfekt als Verzierungen und Designelemente. Oft genug wurden Pianopedale oder schwarze Tasten bereits mittels Fingergelenken umgesetzt oder die Friese bei Modularhaus-MoCs. Mit ein wenig Kreativität lassen sich noch ganz andere Einsatzmöglichkeiten feststellen. Probiert doch selbst einmal aus!

Weiterentwicklungen

Im Laufe der Jahre sind viele weitere Teile zur Familie der Fingergelenke hinzugestoßen. Über diese würde sich fast ein eigener Eintrag lohnen 😉

Vielseitig einsetzbar: Die Teilefamilie der Fingergelenke.

LEGO® Fans, die erst im letzten Jahrzehnt ihren Dark Ages entronnen sind, waren die Fingergelenke möglicherweise gar nicht so bewusst. Für mich stellen sie immer noch ein sehr wichtiges Teil dar, das durch seine vielen Einsatzmöglichkeiten regelmäßig in meinen MoCs vorzufinden ist. Was würde ich mich freuen, die Fingergelenke in den heute bekannten Farbtönen wie Dark Orange, Sand Green oder Dark Blue zu besitzen! Durch ihre frühe Einstellung rund um den Farbwechsel herum ist es leider recht schwer an die neuen Grautöne zu kommen. Was soll’s, überlege ich mir halt Workarounds und gleiche fehlendes Material mit Kreativität aus 😊

29 Gedanken zu „Der Tag als LEGO® den Winkel erfand

  • Lebenslang grünweiß

    Ganz viel Liebe für Jakob!

    Antwort
    • Sehr gelungener Artikel!!! Gerne mehr davon!!!

      Antwort
      • Sehr gerne 😉

  • Düsselbrix

    👍 interessant, hab die Gelenge gerne verbaut. Super Artikel, gerne mehr davon!
    Bei dem Bild von City Airport, dachte ich im ersten Moment: nee das kann nicht von 2004 sein, das Set hatte ich auch aber das früher. Und direkt mal gegoogelt und das Set was ich hatte die 6957 von 1994 sieht dem verdammt ähnlich!

    Antwort
    • Vielen Dank 🙂
      Bezüglich deiner Beobachtung: Ja, das stimmt. Der Flughafen wurde ursprünglich als Town Set bzw. in der System Reihe aufgelegt und 2004 unter dem City Logo erneut rausgebracht. Zu der Zeit war er deshalb auch nicht mehr ganz zeitgemäß. Ähnliches ist um die Jahrtausendwende auch mit populären Sets anderer Themenreihen passiert (siehe Set 10000 oder 10021).

      Antwort
  • MJ Toy Hunting

    Super Artikel! Immer gerne wieder

    Antwort
    • Freut mich, ich habe noch weitere Ideen 😉

      Antwort
  • J. aus Kölle

    Super Artikel !!! Danke Jakob

    Antwort
    • Patrick

      Super geschrieben, war sehr unterhaltsam. Ich habe als Kind mit den Legos von meinem Vater gebaut und hatte dadurch auch einige der Fingergelenke. Es war eines meiner Lieblingsteile (hab das immer genutzt um Geheimverstecke zu bauen 😂).
      Vielen Dank für die schönen Erinnerungen und die Bilder in meinem Kopf 🤗

      Antwort
  • Scharniere waren in den 90s der ganz heiße Scheiß und der Endboss wenn es darum ging sie in einer großen Eurobox zu finden.

    Antwort
    • Das kann ich mir denken 😅

      Antwort
  • Ich lass auch mal ganz viel Liebe für Jakob da !! 🥰🙂

    Antwort
  • Helibrick

    Ganz viele liebe für Jakob !!!!!!!

    Antwort
  • Markus

    Die sind tlw voll teuer heutzutage, in tan z.B. 🥴

    Antwort
    • Ja, dabei müssen wir froh sein, dass es sie überhaupt mal in tan gab 😀
      In den neuen Farbtönen sind die Teile ja leider gar nicht produziert worden.

      Antwort
  • RawBird

    Schöner Artikel, vielen Dank! Da kommen Erinnerungen an schöne Zeiten hoch!

    Antwort
    • Das freut mich. So muss das sein 🙂

      Antwort
      • Auch für mich als TeilzeitLegoNerd interessant. Danke für diesen tollen Artikel Jakob

  • Toller Artikel und eine super Idee. Freue mich schon auf die kommenden TEILZeit Artikel 🙂

    Antwort
  • Schwabarier

    Danke für den tollen Beitrag und eine Runde Kindheitserinnerung! Cheers aus dem Süden

    Antwort
  • Thomas L.

    Hallo Jakob! Cooler erster Artikel! Weiter so! und bitte weiter so große philosophische Sätze, wie „Jedes LEGO® Set ist die Summe seiner Teile“ 😉

    Antwort
    • Danke dir! Ich muss aber zugeben, dass der Satz von Lars kommt. Ich habe ihn nur frech geklaut 😉

      Antwort
  • Ein interessanter Artikel, gerne würde ich mehr über verschiedene Teile erfahren. Weiter so

    Antwort

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