#MdW (33) – Als LEGO am Boden lag

LEGO ist heute der größte Spielwarenhersteller der Welt. Allein 2019 machte der Konzern mit Sitz in Dänemark einen Umsatz von umgerechnet 5,15 Milliarden Euro. 2020 konnte LEGO den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr trotz Pandemie noch einmal steigern. Heute beschäftigt LEGO weltweit über 16.000 Mitarbeiter und betreibt 570 Stores.

LEGO ging es aber nicht immer so gut. Vor 25 Jahren drohte das Klemmbaustein-Imperium zu zerbrechen. 1998 schrieb Lego erstmals seit seiner Gründung einen Verlust von damals 28 Millionen Dollar. 1.000 Angestellte verloren ihren Job. Permanenter Wachstumsdrang hatte Lego in die Krise geführt. Lego wollte bei jedem Trend mitschwimmen und vernachlässigte dabei das Kerngeschäft. Zu allem Überfluss öffnete ein Legoland-Themenpark nach dem anderen. Das verschlang viele Ressourcen und noch mehr Geld. Das Unternehmen hatte das Vertrauen in den kleinen Klemmbaustein verloren – die Identitätskrise war perfekt.

Jørgen V. Knudstorp (Quelle: lego.com)

Zur Konzernrettung wurde erstmals ein Geschäftsführer gerufen, der nicht zur Gründerfamilie Kristiansen gehörte. Der damals 35-jährige Jørgen V. Knudstorp führte Lego mit harten Umstrukturierungsmaßnahmen wieder auf die Gewinnerseite. Er holte sich Inputs von den wichtigsten Kunden, den Kindern. Er ließ Designer bei Familien mit Kleinkindern wohnen, um ihr Spielverhalten zu verstehen. Er flachte Hierarchien ab, reduzierte das Produktionsvolumen auf die Hälfte und das offenbar mit Erfolg: Von 2004 bis 2016 hatte LEGO seinen Umsatz nämlich mehr als versechsfacht.

Jack Stone

Kaum eine Figur steht so gut für die damalige Identitätskrise wie Jack Stone. Jack Stone war das Ergebnis jahrelanger Marktforschung. Kinder wollen mit Action-Figuren spielen, hieß es damals. Also hat Lego eine Figur auf den Markt gebracht, die nicht zu den anderen Modellen passt und die man nicht mal auseinanderbauen konnte. Knudstorp sagte 2014 in einem Interview: “Kinder haben nicht begriffen, was das mit Lego zu tun haben soll. Wir hätten mehr auf Kinder als auf irgendwelche Forschung hören sollen.”

Police Copter (4604) von 2001 (Quelle: brickset.com)

Werfen wir doch mal einen genaueren Blick auf die Action-Reihe: 2001 erschien das erste und 2003 das letzte von 25 Sets. Inhaltlich ging es dabei häufig um Rettungseinsätze. Jack Stone erschien dann als Polizist, Feuerwehrmann, Pilot oder Küstenwache. Auf vielen Verpackungen war die Altersangabe 4+ zu finden. Entsprechend waren große Formteile enthalten, für die damals extra neue Spritzgussformen entwickelt werden mussten, was wiederum mit hohen Kosten verbunden war. Das größte Set in der Reihe war das AIR Operations HQ (4620), welches 170 Teile und ein Flugzeug ohne Fenster enthielt. Immerhin waren keine Sticker dabei.

AIR Operations HQ (4620) von 2002 (Quelle: bricklink.com)

Aus heutiger Sicht wird vielfach kritisiert, dass die Reihe damals nicht mit einer umfassenden Geschichte unterfüttert wurde, wie es heute bei bspw. bei Ninjago oder auch Friends der Fall ist. Tatsächlich gab es nur einen Film auf VHS mit einer Gesamtlänge von 22 Minuten, der auch heute noch bei YouTube zu sehen ist.

Die Minifigur

Die Minifigur, die wir uns heute genauer anschauen wollen, erschien in insgesamt vier Sets, unter anderem in dem Set Aqua Res-Q Transport (4606) von 2001, welches einen kleinen Transporter, einen Kran und ein Schlauchboot enthielt. Auch hier sind die großen Formteile wieder sehr gut zu erkennen.

Aqua Res-Q Transport (4606) von 2001 (Quelle: brickset.com)

Wie es bei allen Minifiguren in dieser Reihe der Fall ist, lässt sich auch diese Minifigur von Jack Stone nicht gewaltfrei in Einzelteile zerlegen. Selbst die braunen Haare sitzen fest auf dem Kopf. Auffällig ist natürlich, dass die Minifigur Nase und Ohren hat. Insgesamt sollte die Minifigur menschlicher wirken. Der Kopf ist trotzdem gelb. Der Oberkörper ist mit einer schwarzen Jacke und einer blauen Weste bekleidet. Die schwarzen Hände sind unbeweglich. Bei den blauen Beinen fiel mir sofort auf, dass diese auf der hinteren Seite sechs Noppenaufnahmen haben. Hier zeigt sich ganz deutlich der Größenunterschied zu den herkömmlichen Minifiguren, die nur vier Noppenaufnahmen haben. Auch die Füße sind erheblich größer und anatomischer geformt. Viel wert ist die Figur auch heute nicht. Eine neue Figur kostet bei BrickLink 2 Euro, eine gebrauchte gibt es für 44 Cent. Wer will, kann sich also für wenig Geld ein Stück LEGO Geschichte ins Haus holen.

Was sagt ihr zu Jack Stone? Habt ihr die Serie bewusst wahrgenommen? Oder habt ihr sogar noch Sets zuhause? Schreibt es in die Kommentare!

4 thoughts on “#MdW (33) – Als LEGO am Boden lag

  • 15. Februar 2021 um 10:50
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    Coole Zusammenfassung, so viel Aufmerksamkeit hat diese Grausamkeit garnicht verdient 😀
    Nicht mal mein kleiner Bruder hatte was von den Sachen, und der hatte eigentlich jeden Mist 😉
    Habt ne schöne Woche!

    Antwort
  • 15. Februar 2021 um 12:47
    Permalink

    Obwohl ich zu dieser Zeit noch voll im LEGO-Alter war, ist dieser “Trend” an mir vorbei gegangen. Zum Glück muss man vielleicht sagen 😀
    Wie immer super geschrieben mein Lieber!! 🙂

    Antwort
  • 15. Februar 2021 um 12:50
    Permalink

    Wirklich schöne Zusammenfassung!

    Antwort
  • 15. Februar 2021 um 13:03
    Permalink

    Danke. Gerne.

    Antwort

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