Die “Römer” der BASF
Die spannende Geschichte der LEGO Testbricks (7)
…noch nie gesehene Farben, teilweise Buchstaben statt dem Lego Logo auf den Noppen – sind das Legosteine? Ja, es sind Teststeine, gefertigt von ausgewählten Chemiekonzernen für LEGO!
Die Frage nach dem „warum“ und „woher“ beschäftigt mich und mit mir viele Sammler dieser Teststeine bis heute. Vieles konnte durch Internetforen und Kontakte zu den betreffenden Kunststoffherstellern bzw. deren Angestellte und Verwandte beantwortet werden, vieles nicht. Die Geschichte der Materialfindung und Entwicklung des heutigen Legosteins ist nach wie vor ein gut gehütetes Geheimnis, das hier, nach vielen Jahren der weltweiten Detektivarbeit (ja: die Kunststofftestungen fanden tatsächlich weltweit statt), immer noch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Zum Nachlesen – hier geht es zu den verschiedenen Formen / Teststeinen der Firma Bayer Leverkusen:
Erster Teil: die Bayer „old logo“ Steine
Zweiter Teil: die Bayer „ABCD“ Steine
Dritter Teil: die Bayer „8xC“ Steine
Vierter Teil: die Bayer „7xC“ Steine
Fünfter Teil: die Bayer “8xf” Steine
Sechster Teil: die Bayer “Specials”
In diesem 7. Teil geht es nun zum ersten mal um die Teststeine des Chemiekonzerns BASF („Badische Anilin- & Sodafabrik“) mit Sitz in Ludwigshafen am Rhein, der als deutscher Kunststoff Zulieferer für Lego ebenso wie die Firma Bayer in die Suche nach einem neuen Material involviert war.
Auch die BASF hatte verschiedene Gussformen zur Verfügung – ich beginne in diesem Teil mit den Steinen aus der ersten Versuchsform der BASF, den “Römern” – sie stammen vermutlich aus den frühen 60er Jahren.
Die “Römer” der BASF

Die 10 Steine dieser Form tragen das “wide straight O”, also das Lego Logo mit dem breiten / geraden O auf allen acht Noppen – ein Indiz dafür, das die Form aus den späten 50er Jahren stammt. Ob sie jedoch davor in regulärer Produktion verwendet wurde ist fraglich, denn untypischerweise findet sich in den Unterseiten der Steine nicht das Pat. pend und der Gusspunkt befindet sich oben auf einer Noppe.
Die Gussform
Die Form hatte zwei “Lebensphasen”: in der ersten Phase hatten die Steine innen gar keine Markierungen. Danach wurden irgendwann römische Ziffern von I bis X, sowie ein Kreuz und eine Linie innerhalb der Röhren zweier Steine eingraviert.


Das Schöne an dieser Form ist: man kann sie heute im Mannheimer TECHNOSEUM, einem der großen Technikmuseen in Deutschland, bewundern, dem sie 2007 von der BASF zu Ausstellungszwecken überlassen wurde – somit die einzige Gussform von Teststeinen, die der Öffentlichkeit zugängig ist.



Die Farben
Ähnlich der ersten Teststeine der Firma Bayer, wurde auch hier noch kein Wert auf die Farbgebung gelegt – es ging in erster Linie um einen neuen Kunststoff. Und so bieten diese Steine noch kein großes Farbspektrum – was sich im Folgenden dann aber ändern sollte…
Die gängigen Farben reichten von Weiß, Natur, Sand, verschiedenen Rottönen, über Blau bis hin zu Grün.



Das Besondere an den marmorierten Steinen, also Steinen, die beim Farbwechsel in der Form entstanden, ist sicherlich die Art der Marmorierung – bedingt durch den Gusspunkt in einer Noppe.






“Brandstellen”

Häufig findet man insbesondere an den Röhren dieser frühen Steine die abgebildeten schwarzen Stellen. Entweder hatte das Werkzeug keine Entlüftung oder aber die Einspritzgeschwindigkeit war zu hoch.
“The Golden Glow”

Nicht vorenthalten möchte ich euch diesen roten “Römer” mit goldenem Schimmer (Pic by Wouter – many thanks). Möglich wäre, dass die Oberflächenschicht Reste von Cadmiumpigmenten enthält, verursacht durch die über die Jahrzehnte UV-bedingte Zersetzung des Kunststoffs.
Dies ist jedoch ausdrücklich Spekulation, aber um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sammler dieser alten Teile vorsichtig sein, wenn sie mit alternden Kunststoffen umgehen.
LEGO verwendete bis 1973 roten und gelben Kunststoff mit Cadmiumpigmenten. Diese Pigmente wurden damals häufig verwendet. Alle roten Steine, wie auch dieser Teststein, die wir mit diesem goldenen Überzug gefunden haben, sind viel älter (Ich habe es bislang nur auf LEGO-Steinen vor 1958 gesehen, die aus CA-Kunststoff hergestellt wurden).
Hinweis: Moderne Steine enthalten KEIN Cadmiumpigment. LEGO verzichtet schon lange auf Cadmiumhaltige Materialien.
Epilog
Wie immer gilt: die Angaben in diesem Artikel beruhen auf eigenen Recherchen vieler Jahre, unzähligen Gesprächen mit ehemaligen Angestellten und deren Verwandten der Firma BASF – und: nicht zu vergessen, dem Austausch mit anderen Sammlern dieser Steine. Sie erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Bei LEGO und der BASF selbst sind leider kaum Informationen über diese frühen Teststeine erhältlich.
Solltest du ergänzende Informationen, selber gerade diese recht seltenen Steine oder auch spezielle Fragen haben: ich freue mich, nur zu!
Wie immer ein sehr schöner Artikel mit tollen Fotos! Danke dafür…
Vielen Dank! Gerne…
Deine Bilder sind einfach so gut! Du hast echt ein Auge dafür die speziellen Steine in Szene zu setzen. Die Bilder bei Flickr sehe ich mir mir auch so gerne an!
Vielen Dank auch für diesen informativen Artikel!!
Vielen Dank Eva!
Leute, ihr schreibt mich immer über Facebook, Flickr und Insta an – fragt für mehr Infos / Bilder / Probesteine gerne hier, dann haben alle etwas davon und bekanntlich macht Kommentieren – zumindest hier, auf der Seite von Lars – ja schön!